Spielzeit 2012

 

„Egger? logisch… biologisch..“

Plattdeutsche Theatergruppe aus Settel begeistert bei der Premiere von „Egger?…logisch…biologisch“ : Spitzen gegen „Hühnerknast“

Statt Karnevall plattdeutsches Theater. Damit erfreute die Theatergruppe des MGV Heimatklang Settel das Premierenpublikum mit dem Stück „Egger?…logisch…biologisch“.
Von Detlef Dowidat

Gruppe Theater 2012Es muss nicht nur Karneval sein in dieser fünften Jahreszeit. Die Mitglieder der plattdeutschen Theatergruppe des MGV „Heimatklang“ Settel sind beredtes Beispiel. Sie sorgen mit ihrem neuen Stück „Egger?…logisch…biologisch“ für herzerfrischen Spaß und Lachattacken auf das Zwerchfell. Die Premiere feierte fröhliche Urstände. Die Akteure auf der Bühne liefen zur Hochform auf. Es war eine wahre Freude für jeden Besucher, dabei gewesen zu sein.
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Die Setteler bringen ein hoch aktuelles Thema auf die Bühne. Biologische Lebensmittel. Im besonderen Eier. Die lassen sich bestens vermarkten, bringen mehr Geld. Und Ideenreichtum, wie man die Einnahmen erhöhen kann. Ein Seitenhieb auf die Käfighaltung von Hühnern ist unverkennbar. Das plattdeutsche Stück der Setteler Theatergruppe darf ohne Frage als zeitkritisch bezeichnet werden.

Mit dem Krähen eines Hahnes öffnen sich die Vorhänge in der Gempt-Halle. Der Blick wird frei auf den Geflügelhof von Hanna und Ulla Megger, wo es nur glückliche Hühner gibt. Ein tolles Bühnenbild, das Mitglieder des MGV „Heimatklang“ geschaffen haben. Glücklich sind nicht nur die Hühner, auch das Wetter verspricht durch einen strahlend blauen Himmel gute Laune. Der Vorgarten strahlt Idylle aus.

Im Mittelpunkt aller Aktionen steht Oskar Lammers, der Knecht des Hofes. Es ist wieder einmal eine Paraderolle für Hartwig Nüßmeyer, die er mit Bravour spielt. „Egger?…logisch…biologisch“, damit hat er so seine Probleme. Denn die Leute reißen sie ihm aus den Händen. Also muss eine Idee her, wie man den Eierbestand erhöhen kann. Dabei hilft Freund Karl (köstlich, wie Gert Haumann herumblödelt), der auf einem „Hühnerknast“ arbeitet. Er besorgt Oskar zusätzliche Paletten Eier aus der Legebatterie. Und damit die auch biologisch aussehen, bemalt er sie mit Hühnerkot und Federn. „Wenn eener in Höhnerschieten trätt, dat dat Glück brängt, heff ik al mol hört. Over dat man, wenn man op de Egger beeten Höhnerschieten smeert, dat duppelte daför op´n Markt krich, dat is me nigge. Over wenn de Lüe dat so hebben willt, is mi dat enndohn“, brummelt Oskar vor sich hin.

08_2012_Egger_logisch_biologischMit Karl, der ihm sogar eine Maschine für die Beschmierarbeiten baut, heckt er weitere Pläne aus. Eierlikör ist das Zauberwort. Und so entsteht in vielen lustigen Szenen „Lobiklö“: Logisch-biologischer Klötenschluck.

Natürlich geht es auch um Beziehungen. Hanna Megger hat ein Auge auf Oskar geworfen, Rudi, der geschiedene Mann, möchte seine Hanna wiederhaben. Annemieke, Oskars Tochter, hat sich in den Polizisten Ole de Fries verguckt. Auch Mia, die tollpatschige Hushöllerschke vom Pastor, ist hinter Oskar hinterher und muss schließlich mit Karl vorlieb nehmen.

Es ist oft die Situationskomik, die Tränen vor Lachen in die Augen treibt. So, wenn Karl statt über den Zaun immer wieder durch den selben kriecht oder wenn Oskar aus dem Schwengelbrunnen die Schnapsflasche angelt. Köstlich auch die Akteure, die allesamt zur Hochform auflaufen. Irre Martina Upmann, die die schrullige Mia unnachahmlich verkörpert. Lob verdienen sich die jungen Mitwirkenden. Martin Fiegenbaum hat schon etwas Theatererfahrung. Die beiden Newcomer Marina Biedenkap und Claus Budden-kuhl erhielten gute Noten. Sie lieferten einen guten Einstand.

Bilder der Premiere

 

 

Probeabend

 

Urgestein hilft Neulingen

„Claus, du guckst viel zu fröhlich, obwohl du ausgeschimpft wirst. Mach ein ernstes Gesicht“. Hartwig Nüßmeyer gibt wertvolle Ratschläge. Das Urgestein der plattdeutschen Theatergruppe des Männergesangvereins (MGV) „Heimatklang Settel“ läuft bereits bei den Proben zur Hochform auf. Und hilft immer wieder gern den Newcomern.

Theatergruppe 2012

v.l.: Martina Upmann, Hartwig Nüßmeyer, Claus Buddenkuhl, Irmhild Feldkamp, Werner Stöppel, Elke Biedenkap, Martin Fiegenbaum, Gerd Haumann, Marina Biedenkap

Einer von ihnen ist Claus Buddenkuhl. Der 27-Jährige hat Premiere. Bei der turbulenten Komödie „Egger? …logisch…biologisch“ spielt er den geschiedenen Ehemann Rudi der Hauptdarstellerin Hanna Megger. Lampenfieber, so gesteht er, habe er schon. „Aber ich freue mich, wenn es los geht“, meint Buddenkuhl, der recht cool an die Sache heran geht. Plattdeutsch habe er immer schon in der Familie gehört. Von Oma und Opa. Auch der Papa spreche das vorzüglich. „Ich selber verstehe es wohl. Aber sprechen habe ich das Plattdeutsche erst jetzt für das Theater gelernt“, erzählt der junge Mann. Es habe ihn schon immer gereizt, auf der Bühne zu stehen. Und als an ihn die Bitte herangetragen wurde, beim neuen Stück der Setteler mitzuwirken, habe er spontan ja gesagt. „Und dann ging das Pauken los. Aber mit Hilfe meines Vaters und der Mitspieler hier war ich schnell drin im Stoff“, berichtet Claus Buddenkuhl.

Geprobt wird auf der Diele von Helmut Oeljeklaus im tiefsten Settel. Eisige Temperaturen erfordern Erfindungsreichtum. Und den besitzen die Setteler Schauspieler. Heißlüfter laufen auf Hochtouren. In den Pausen gibt es passende Getränke. Nussecken dürfen traditionsgemäß nicht fehlen. Und auch Eiserkuchen locken zum Naschen. „Los, los, jetzt weiter, wir müssen voran kommen“, fordert Hartwig Nüßmeyer. Und schon geht das turbulente Spiel auf der improvisierten Bühne weiter. Wo ein zweiter Neuling ins Bild kommt.

Marina Biedenkap. „Ich habe schon etwas Bühnenerfahrung, habe in der Theaterwerkstatt in Wechte schon häufiger mitgewirkt“, erzählt die junge Frau. Allerdings in hochdeutsch. „Plattdeutsch ist doch etwas ganz anderes, das habe ich erst richtig lernen müssen“, berichtet Marina Biedenkap. Einen guten Partner hat sie in ihrer Mutter Elke, die in einer weiteren Hauptrolle als Ulla Megger zu sehen ist. Ein wachsames Auge, dass alles in richtigen Bahnen verläuft, hält Werner Stöppel auf die Proben. Er ist schon seit vielen Jahren als Souffleur bei der plattdeutschen Theatergruppe im Einsatz. Und kaum etwas kann ihn aus der Ruhe bringen. „Hanna erst oder Ulla, hier steht Ulla. Wie denn nun“, runzelt er plötzlich mit der Stirn. Bis ihn die Akteure aufklären, dass erst Ulla und dann Hanna genannt werden.

„Es wird was werden, davon bin ich überzeugt“, strahlt Werner Stöppel eine gewisse Gelassenheit aus. Derweil betrachtet Vorsitzender Ralf Krumme zufrieden das Geschehen: „Noch zwei Wochen Zeit zum Proben. Dann sitzt alles“. Er freut sich, dass auch Kinder aus der plattdeutschen Arbeitsgemeinschaft der Grundschule Stadtfeldmark am Schluss-Sonntag im März auf die Bühne kommen und etwas vortragen. „Um den Nachwuchs mache ich mir derzeit keine Sorgen, die plattdeutsche Sprache ist wieder im kommen. Das werden wir auch fördern“, erklärt der Vorsitzende des MGV „Heimatklang“.